Westweg – Tag 7

Tag 7, Wilhelmshöhe – Kalte Herberge, 24km

Das Schlimmste ist ja gestern scheinbar überstanden und mir bleibt sogar der Fußmarsch zur Wilhelmshöhe erspart. Der Hotelbesitzer bietet mir an, mich bis zum Westweg hochzufahren und nimmt mir somit 5km ab, was ich natürlich dankend annehme. Der Tag fängt also gut an. Somit stehe ich kurz nach 8:00 Uhr an meinen gestrigen Endpunkt. Heute ist es etwas frisch, windig aber sonnig. So ein Wetter sagt mir zu. Noch dazu verspricht es heute ohne viel auf und ab, ein entspannter Wandertag zu werden. Durch das Westwegportal geht es über einen Holzsteg los.

Rückblick

Die erste Sehenswürdigkeit heute am Weg ist der Blindensee, einem Hochmoorsee. Passt zu mir, sofern ich keine Brille trage. Er präsentiert sich ruhig und dunkel vor mir. Im Wasser spiegelt sich mal wieder ein Windrad, dass mal ausnahmsweise nicht im Naturschutzgebiet steht. Jetzt würde ich doch gerne meine Brille abnehmen. Die Dinger sind zwar nötig, aber auch überall.

Es könnt so ruhig sein

Kurze Zeit später hole ich diesmal meinen Italienischen Freund ein. Er ist heute deutlich langsamer Unterweges, da er nur bis Neueck auf dem Westweg geht und dann nach Furtwangen abbiegen will. Er hat dort eine Übernachtungsmöglichkeit aufgetan. Und so bin ich es diesmal der des Öfteren davonzieht. Vor der Elzquelle bin ich schon wieder solo unterwegs. Ein Stück weiter geht es in der Nähe der Donauquelle vorbei. Natürlich lasse ich es mir nicht nehmen einen kleinen Abstecher dorthin zu machen. Sind ja nur ein paar wenige hundert Meter. Die Quelle liegt eingekesselt in einer kleinen Senke. Eigentlich hatte ich hier vor eine Rast zu machen, aber es ist mir zu viel Trubel und ich mach nur ein paar Bilder und zieh wieder von dannen.

Aus der Mitte entspringt ein Strom

Von da aus führt mich der Weg zum nächsten wörtlichen Höhepunkt, dem Brendturm. Hier ist auch das einzige mal, das ich mir die Mühe mache zumindest die Hälfte des Turmes zu erklimmen. Stufen sind echt gar nicht gut für meine Knie. Nicht allzu weit scheint der Feldberg zu liegen und in der Ferne sind die Alpen zu erahnen. Es liegt tatsächlich noch etwas Schnee an den Hängen des höchsten Berges des Schwarzwaldes. Hätte ich bei den Temperaturen der letzten Tage nicht angenommen. Seit Start der Tour war es immer warm, sonnig und einfach traumhaft. Noch zwei Tage, dann stehe ich da oben und das Wetter soll zumindest bis dahin so gut bleiben.

Und noch zwei Tage

In der Nähe mach ich diesmal nun doch eine längere Rast. Beim Wiederaufbruch kommt Luca daher getrottet. Den Rest des Weges, bis zu seinem Abzweig, gehen wir nun gemeinsam. Uns fällt auf, dass sich die Umgebung im Vergleich zum Nordschwarzwald doch deutlich verändert hat. War der Norden noch Rau und mit viel Forstbestand, so ist der Süden deutlich urbaner. Der Weg führt entlang von vielen Weiden, die grün und saftig in der warmen, frischen Luft liegen.

Hier will man Kuh sein

Nach dem Luca sich von mir verabschiedet hat, nicht ohne noch mal auf unser übermorgen geplantes Treffen auf dem Feldberg hinzuweisen, plagt mich alsbald der Sinn nach etwas Kühlem. Die nächste Raststätte mit Biergarten ist also mein Ziel. Die ist auch nicht besonders weit weg und schon sitze ich vor einem alkoholfreien Hefeweizen und einem großen Erdbeereisbecher. Das Leben kann so gut zu einem sein. Entspannung pur. Nach meiner kleinen kalorienhaltigen Rast und kaum 500m hinter dem Lokal merke ich aber auch, dass das Leben manchmal zu Scherzen aufgelegt ist. Die Mischung Bier und Eis fängt in meinem Bauch an zu grummeln. Super. Hätte das nicht schon im Lokal anfangen können? Da das Grummeln aber immer stärker wird, bleibt mir leider nichts anders übrig als mich etwas in die Büsch zu schlagen. Es gibt aber ein kleines Problem. An einer Seite ist eine gut befahrene Straße, der Weg (wie soll es anders sein) ist mal tatsächlich belebter und die Büsche der anderen Seite geben nur Deckung bis maximal zum Knie. In einem günstigen Moment, und ich hoffe der bleibt auch günstig, schlage ich mich rechts vom Weg ins Gelände. Wer mich jetzt so sehen könnte, würde denken Rumpelstilzchen ist aus der Hölle wieder auferstanden, so springe ich immer tiefer in den Wald hinein. Auf ähnliche Weise schlage ich mich auf den Weg zurück. Buh, das war echt knapp und keiner hat es (hoffentlich) gesehen.

Nach diesem Abstecher in die Wildnis laufe ich nun wieder mal entlang der B500. Das sind die Teilstücke des Weges, die nicht immer so schön sind. Besonders am Wochenende herrscht hier reger Motoradverkehr und das ständige Geröhre ist nicht sehr angenehm. Manche heizen dermaßen mit ihren Maschinen die Straße lang, ausgedreht bis zum letzte, dass man meint irgendwie in einem Moto GP geraten zu sein. Aber zum Glück geht’s es auch mal weg von der Rennstrecke in beschaulichere Gebiete. Da kann sich das Gehör beruhigen. Dafür geht es aber wieder etwas hoch und das restliche Bier wird ausgeschwitzt. Nach dem der Weg nun auch noch ein gutes Stück angestiegen ist, kann ich aus der Ferne schon mein heutiges Etappenziel erkennen. Die Kalte Herberge. Dies steht auf der Europäischen Wasserscheide zwischen Rhein und Donau und angeblich fließt das Wasser bei Regen von der einen Dachhälfte in die Nordsee und von der anderen in das Schwarze Meer. Mir steht aber mehr der Sinn nach Wasser, das an mir lang fließt. Nach Zimmerbezug und einer angenehmen Dusche, lasse ich den Tag heute auch recht gemütlich im Biergarten des Hotels, ausklingen.

Am Ziel, also fast

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