Oder zur Neiße war richtig sch…..

Eigentlich sagt der Titel schon alles, aber starte ich mal von Anfang an.

Das Wochenende vor der geplanten Tour war genial. Ende März, ein Feeling wie im Sommer und mit zwei guten Freunden Prag unsicher gemacht. Das machte Hoffnung, dass sich wenigstens ein wenig das Wetter so fortsetzt. Auch meine immer noch leicht lädierten Knie hatte ich die Woche vorher kaum gespürt. Selbst die seit Februar nach einer Nordic Walkingeinheit, ja sowas mach ich auch ab und an wenn es mit Jogging nix wird, auftretenden Fersenschmerzen waren aushaltbar. Aber wie es ist, auf gute Tage folgen auch mal Miese. Zumindest hatte ich mal wieder zum Start den am schlechtesten ausgesucht. Freitags ging es im Halbdunkeln los. Noch trocken, zeichnete sich der Weg zum Bahnhof in der Dämmerung ab. Nur das morgentliche Vogelgezwitscher begleitete mich auf den 2km. So mag ich es. Die Ruhe genießen und mit den Gedanken allein sein.

Nach gut einer Stunde Zugfahrt, stand ich dann am Hauptbahnhof in Frankfurt(Oder). Beim Verlassen blies mir das erste Mal ein kalter Wind um die Nase, in dem man schon die Feuchte eines nahen Regens fühlen konnte.

Die Strecke, die ich gehen wollte, hatte ich mir schon einige Zeit vorher bei Viewranger festgelegt. Kann man auf meinen Block unter Dies und Das finden. Dieser führt zuerst entlang der Gleise 300m zu einer Treppe. Der Weg war da, nur endete er nicht an einer Treppe, sondern in eine Industriebrache aus der es nur so wieder raus ging wie man gekommen ist.

Also wieder bis fast zum Bahnhof zurück und dann einen früheren Abzweig nehmen. So erreichte ich die Straßen, an der ich Richtung Süden, immer Tendenz zur Oder hin, aus Frankfurt marschiere. Den erste Blick auf den Strom erhielt ich aber erst, nach dem ich die Bahnlinie und die A12 nach Polen unterquert hatte.

An der Oder lebt so manches Getier und auch ein grosser Baumfäller. Der Biber hat sich wieder stark  verbreitet und ist zum Teil durch die anwachsende Population zu einer Belastung geworden. Die Spuren hier sind deutlich.

Das Fleckchen Erde ist schön gelegen und bisher hat es auch trotz verhangendem Himmels nicht geregnet. Also Zeit die erste Rast zu machen. Etwas weiter kann ich auch die ersten Grenzpfähle sehen.

Laut meiner Route geht es nun ein Stück immer der Oder lang bevor ich die parallellaufende Bahnline unterqueren muss. Also laß ich die erste Unterführung aus und mach mich auf. Nur ist nach einiger Zeit einfach kein Weg mehr da. Einfach ins Inland abbiegen ist aber auch nicht, da ein 10m hoher steiler Hang, der in den oberen zwei Dritteln senkrecht nach oben geht, mir den Weg versperrt. Nur undeutlich sind ein paar Spuren am unteren Drittel zu sehen, die ein Stück nach oben und dann über einen Hang ohne Bewuchs weiter der Oder folgen. Also ist hier auch schon jemand gewesen und hat versucht hier weiterzukommen. Also mach ich mich dran den Spuren zu folgen. Umkehren hab ich keine Lust. Der Boden bietet nicht viel Halt. Er ist naß und rutchig. Mehr als einmal muß ich mich an irgendwelchem Gestrüpp festhalten um nicht in die Oder zu rollen. Rund 100m und nach gefühlten Stunden hab ich es geschafft. Nicht ohne Blessuren. Finger aufgerissen und die Knie melden sich. Na toll, hoffentlich geht es so nicht weiter.

Durch einen Hohlweg geht es weg von der Oder nach Lossow. Zumindest verschwindet der Weg nicht einfach mehr. Im Gegenteil. Nach einem Stück Feldweg befinde ich mich parallel zur doch ziemlich befahrenen B117. Felder links, Schnellstraße rechts und nun fängt es doch noch an zu Nieseln. Ich verdrehe die Augen und zieh weiter bis Kraftwerk Finkenheerd.

Das Kraftwerk gibt es schon lange nicht mehr. 1998 wurde der letzte Schornstein live in einer Fernsehsendung medienwirksam gesprengt. Danach wurde das Areal komplett platt gemacht. Nach nun 13km ist es Zeit für eine weitere Rast in einer geschützten Bushaltestelle. Und um ein wenig in Ruhe die Gegend zu beobachten. Schräg gegenüber ist ein Stand für frischen Spargel. So richtig läuft es aber noch nicht. In der ganzen Zeit der Rast, sehe ich keine Kunden. Der Spargel ist um diese Zeit noch recht teuer. Also starrt der Verkäufer in meine und ich in seine Richtung. Ich hab wenigstens meine Brotzeit, er nur rohen Spargel, so denke ich jedenfalls.

Nach Finkenheerd geht es weiter ins NSG Mittlere Oder. Kurz vorher hätte ich die Möglichkeit nach Wiesenau abzubiegen. Im nachhinein hätte ich die Option besser wählen sollen. Was nämlich nun folgt ist einfach nur trübsinniges Laufen. Der Wind wird frisch und der Weg zieht sich endlos auf einem Damm dahin.

Nach den ersten zwei Kilometern komme ich zwar wieder an die Oder, aber so richtig erbaulich ist das nicht. Es sieht genauso aus wie auf den letzten Kilometer.Durch die Feuchtgebiete ist nicht viel vom Strom zu erkennen. Mit jedem Stück auf dem Damm, der fieser Weise auch nach alle 200m mit einem Stein und Entfernungsangabe markiert ist und so mir meine Langsamkeit vorhält, singt meine Laune. Damm und Asphalt zermürben mich und meine Ferse Schritt um Schritt. Die Ferse schmerzt und mag jetzt langsam auch nicht mehr. Der erste der aufgibt, ist aber mein neuer Wanderstock. Einmal etwas fester in der Erde gesteckt und schon ist die Spitze abgebrochen. So ein Glumb. Jetzt hab ich auch keine Lust mehr Bilder zu machen. Wovon auch.

Endlich, nach über 12km auf diesem Streckenabschnitt erreiche ich Aurith. Eigentlich wollte ich hier Zelten, aber irgendwie scheint der Platz nicht offen oder ich will es nicht mehr so wahr nehmen. Ich hab nicht wirklich Lust weiter zu machen. Bin durchgefroren, die Beine und Füsse sind lahm, Equipment zerlegt sich und ich bin am Jammern. Ich beschließe den nächsten Bahnhof anzusteuern und mich auf den Heimweg zu machen. In Aurith gibt es eine Bushaltestelle, aber ich hab den Bus um 10min verpaßt. Grummel. Und nun? Es bleibt leider nur eine Option. Die Landstraße nach Ziltendorf. 6km nur gerade aus. Zähneknirchend geh ich los. Am Bahnhof angekommen falle ich auf eine Bank. Beim wieder Aufstehen merke ich wie alles weh tut. Vor allem die Ferse streikt. Jeder Schritt fühlt sich an wie auf Glasscherben zu gehen. Erschrecken fällt mir ein, ich muß noch einmal Umsteigen und zu Hause auch noch die 2km vom Morgen zurückgehen. Na das kann ja was werden.

Geschafft habe ich es dann, aber fragt nicht wie. Die ersten Schritte nach der Zugfahrt waren die Hölle. Insgesamt habe ich an diesem Tag über 35km hintermir gelassen. Das hinterlies am Abend und den nächsten Tagen seine Spuren.

Das ernüchternde Fazit ein schlag ins Wasser.Die Strecke war schlecht gewählt. Das meiste ist eher was zum Radfahren als zum Laufen. Für den ersten Lauf war die Strecke (mal wieder) zu lang und ich nicht fit genug bzw. zu stark gehandicapt durch Knie und Ferse.  Und vor allem, billig kaufen heißt zweimal kaufen.

Im Mai geht meine grosse Tour auf dem Westweg los. Ich bete bis dahin, dass mein Zipperlein sich halbwegs in Luft aufgelöst haben.

 

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